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04-2021

Die Tonlage zwischen China und den USA bleibt rau.

Wer gedacht hatte, dass mit einem US-Präsidenten Joe Biden es zwar weiterhin in der Sache hart, in der Wortwahl aber wieder moderater zugehen wird, hat aufs falsche Pferd gesetzt, im Gegenteil:

Spätestens seit dem chinesischen Volkskongress ist klar, dass sich China seiner Stellung in der Welt wohl bewusst ist und diese auch mit Macht festigen will. Dabei ist die Tatsache, dass sich das Reich der Mitte laut seinem nächsten 5-Jahres-Plan stärker auf den Binnenmarkt konzentrieren will, kein Widerspruch. Denn:

China hat erkannt, dass man erst im Inneren Stärke gewinnen muss, ehe man auf der globalen Bühne einen entsprechenden Führungsanspruch formuliert. Dabei wird nicht nur auf wirtschaftlicher Ebene mit harten Bandagen gekämpft. Denn wer eine geopolitische Führungsrolle einnehmen will, braucht auch einen stabilen und wachsenden Kapitalmarkt. Da kommen die derzeitigen Entwicklungen in den USA fast schon als Unterstützung

Denn dort versucht gerade die Wertpapieraufsicht SEC, sicherlich mit Unterstützung des Weißen Hauses, hart gegen chinesische Unternehmen vorzugehen, die ihre Aktien an der Wall Street gelistet haben. Konkret geht es um die Forderung, dass Wirtschaftsprüfungsunternehmen, die Bilanzen ausländischer Firmen prüfen, diese Ergebnisse ebenfalls von amerikanischen Regulierungsbehörden kontrollieren zu lassen.

Vordergründig soll damit mehr Transparenz geschaffen werden. Auch wenn hier China nicht explizit genannt wird, weiß allerdings jeder, in welche Richtung es gehen soll. Entsprechend gab es in der vergangenen Woche zum Teil erhebliche Kursverluste in den entsprechenden Werten. Denn als Konsequenz, falls nicht Folge geleistet wird, würde ein Delisting drohen.

Nun sind solche Drohungen nicht ganz neu. Deswegen hatte es ja auch in den vergangenen Monaten solch einen Run in Richtung Hongkong bezüglich Zweit-Listings gegeben. Die chinesische Regierung ihrerseits lockt nun mit einer neuen Idee. Denn man will möglichen Heimkehrern von der Wall Street eine neue Börse auf dem chinesischen Festland anbieten. Das wird zwar nicht von heute auf morgen passieren, hätte allerdings eine extrem interessante Perspektive.

Denn einerseits: Wenn sich die chinesische Mentalität in den letzten 30 Jahren nicht wesentlich verändert hat, so gilt nach wie vor, dass das Reich der Mitte gerne mit Aktien spekuliert. Andererseits haben wir hier in den vergangenen Jahren einen erheblichen Aufschwung bei Vermögenswerten und Vermögenden gesehen. Als Indiz dafür gilt die Vermögensverwaltungsindustrie. Hier wird geschätzt, dass in den nächsten zwei Jahren das verwaltete Vermögen in China auf bis zu 30 Bio. USD zulegen könnte. Wenn sich also Baidu und Co. entschließen, ihre Aktien in China direkt zu notieren, könnte hier nochmals eine interessante Perspektive zur Kapitalaufnahme etc. entstehen.

Zumal China gleich noch ausländische Unternehmen locken will, bspw. ihre chinesischen Aktivitäten separat notieren zu lassen. Das geht natürlich in Richtung Tesla etc. Natürlich stampft man solch eine Börse nicht aus dem Boden. Dennoch könnte hier, mit dem entsprechenden Reglement, eine interessante Alternative, vielleicht sogar Konkurrenz, entstehen. Denn nach wie vor spielt die China-Karte bei vielen westlichen Firmen eine wichtige Rolle auch in der Börsenbewertung. Eine direkte Option könnte entsprechend größere Kapitalströme in Richtung Fernost umlenken. Mal sehen, wie sich die Eskalationsspirale hier weiterdreht.

Quartalsende = Verlaufshoch?

Kurz vor dem gestrigen Quartalsschluss flog auf, dass sich einer der größten mit Fremdkapital gehebelten Hedgefonds weltweit, Archegos Capital, verzockt hatte. Es mussten rund 30 Mrd. USD (!) an Zwangsliquidationen durchgeführt werden, die am vergangenen Freitag zu teilweise massiven Verlusten bei einer Reihe von Titeln führten. Mit von der Partie waren allerdings auch Banken wie Nomura und Credit Suisse (minus 16 bzw. minus 14%), die dem Fonds dreistellige Millionenbeträge geliehen hatten. Nach letztem Stand hatten die beiden genannten Institute schon eingeräumt, dass die Ausfälle das Ergebnis belasten werden.

Und dann setzte die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen mit dem Anstieg auf 1,77% noch eins drauf, was im Schlepptau den Wechselkurs gegenüber dem Euro auf 1,1730 USD drückte. Nach wie vor kann sich der Renditeanstieg in den kommenden Wochen bis auf 2% fortsetzen, weil die Inflationsrate den Stoff dazu hergibt. Der zur Allianz gehörende Vermögensverwalter Pimco trat zuletzt allerdings Befürchtungen entgegen, die Inflation werde dieses Jahr kräftig nach oben schießen und die US-Notenbank auf den Plan rufen.

In ihrem am Dienstag veröffentlichten vierteljährlichen Ausblick geht die Pacific Investment Management Company (Pimco) davon aus, dass die um schwankungsreiche Preiskomponenten
bereinigte Kerninflation in allen großen Volkswirtschaften 2021 und 2022 unter den Notenbankenzielen bleiben wird.
Die Federal Reserve in den USA strebt eine Teuerungsrate von 2% für die Wirtschaft an. Es ist sogar ziemlich wahrscheinlich, dass der bevorstehende kurzfristige Anstieg der Inflation nicht nachhaltig sein wird.

Vorerst wird daher die Volatilität an den Börsen erhöht bleiben, aber auch die zyklischen Titel gegenüber den Techtiteln in diesem Zeitfenster wohl begünstigen. Das hat auch den sogenannten Preisindex K-DAX, also den DAX-Index ohne aufgelaufene Dividenden, nach 2015 und 2017 endlich auf ein neues Allzeithoch gebracht, während der US-amerikanische Nasdaq 100-Index zur Schwäche neigt.

Der Ölpreis gab zunächst leicht nach, nachdem das im Suezkanal auf Grund gelaufene Riesen-Containerschiff „Ever Given“ wieder freikam, das rund eine Woche lange den wichtigen Schifffahrtsweg blockiert hatte. Die Sorte Brent aus der Nordsee zeigte sich später
aber mit 64,62 USD je Barrel (159 Liter) wenig verändert. Es könnte allerdings noch Wochen oder möglicherweise Monate dauern, bis die Störungen in der globalen Schifffahrtsindustrie beseitigt sind, sagten führende Container-Reedereien.

Chinas verarbeitendes Gewerbe ist im März so schnell wie seit drei Monaten nicht mehr gewachsen. Der offizielle Einkaufsmanagerindex (PMI) stieg auf 51,9 von 50,6 im Februar, wie Daten des nationalen Statistikbüros (NBS) am Mittwoch zeigten. Der Wert blieb damit den dreizehnten Monat in Folge über der 50-Punkte-Marke, die Wachstum von Kontraktion trennt.

Die sich verbessernde Auslandsnachfrage verlieh der soliden wirtschaftlichen Erholung der Volksrepublik durch steigende Exportaufträge weiteren Schwung. Nun hat sich aber gerade der chinesische Aktienmarkt schon in den vergangenen Monaten von den generell guten Zahlen nicht beeinflussen lassen und war knapp 20% auf seinen 200-Tage-Durchschnitt zurückgekommen. Diese inzwischen fortgeschrittene Marktbereinigung wäre für eine Korrektur im Aufwärtstrend ausreichend, wenn keine signifikante Änderung in der Fiskal- und Geldpolitik oder eine gravierende Wachstumsabschwächung ins Haus steht. Zumindest die letzte Entwicklung der
Interbankenzinsen deutet nicht darauf hin.

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