Contiago
[contiago_show_content]
[contiago_show_content]
[contiago_show_content]
In knapp zwei Wochen trifft sich der Arbeitskreis Indices der Deutschen Börse zum nächsten Termin und dabei gibt es diesmal besonders viel zu tun. Denn bei der Sitzung am 3. März steht erstmals auch eine Überprüfung der DAX-Zusammensetzung auf dem Programm. Bislang geschah dies nur einmal jährlich im September.
Gleichzeitig wird eine ganze Reihe der schon vorab verkündeten neuen Indexregeln in Kraft gesetzt, bevor es dann im September zu den tatsächlich großen Umstellungen kommen wird.
Doch auch schon vorab könnte es insbesondere im DAX ein Stühle rücken geben. Dies auf Basis, dass beispielsweise ein positives EBITDA in den zwei zurückliegenden Geschäftsjahren vorliegen muss. D. h. konkret:
Da gleichzeitig auch noch die alten Regeln mit herangezogen werden, könnte es sein, dass beispielsweise Beiersdorf aus dem DAX ausscheiden muss und durch die Siemens-EnergyAktie ersetzt wird. Wackelig erscheinenden auch HeidelbergCement. Hier wird in einer neuen Analyse der Commerzbank der Online-Modehändler Zalando als möglicher Aufstiegskandidat genannt.
Aber auch HelloFresh könnte hier mit im Rennen sein, wenn das Unternehmen das Profitabilitätskriterium erfüllt. Zahlen gibt es, um hier die Spannung besonders hochzuhalten, bei HelloFresh erst am 2. März. Und, so die Commerzbank, es könnte noch einen weiteren DAX-Wert erwischen, nämlich den Motorenbauer MTU. Hier hängt es allerdings daran, wo die Aktie am Monatsende in der aktuellen Rangliste nach Streubesitz-Kapitalisierung stehen wird.
Das Ganze wird allerdings immer noch nur ein Vorgeplänkel sein für das, was wir im September zu erwarten haben. Denn dann soll der DAX ja bekanntlich von bislang 30 auf 40 Aktien vergrößert werden. Gleichzeitig soll der MDAX von 60 auf 50 Aktien schrumpfen. Natürlich gibt es derzeit überall entsprechende Ranglisten für die Aufstiegskandidaten aus dem MDAX. Aber gerade die letzten Wochen und Monate haben uns ja gezeigt, dass es hier schnell auch einmal anders laufen könnte.
Deshalb ist hier noch nichts Stein gemeißelt. Was allerdings wohl schon jetzt feststeht: So, wie der DAX höchstwahrscheinlich weiter an Attraktivität gewinnen wird, insbesondere für internationale Investoren, so wird der MDAX, einer der Lieblinge von Privatanlegern, wohl als Attraktivität einbüßen.
Ein wichtiger Chart steht in dieser Ausgabe an prominenter Stelle. Denn er zeigt das gegenwärtige Gefährdungspotenzial für die Aktienmärkte, falls die Anleiherenditen (hier abgebildet an den 30-jährigen US-Staatsanleihen, linke Skalierung invertiert) wirklich steigen sollten. Die KGVs von US-Unternehmen auf Basis nächstjähriger Ergebnisse zeigen, dass die aktuellen Kurse den Anleiherenditen etwas davongelaufen sind.
Oder anders dargestellt: Die zuletzt gestiegenen Anleiherenditen würden die aktuelle Aktienbewertung nicht mehr rechtfertigen. Dieser Konflikt lässt sich nur lösen, indem die Anleiherenditen wieder fallen oder eben die Aktienkurse. Eine dritte Möglichkeit besteht in überraschend steigenden Unternehmensgewinnen. Es ist also noch nicht Hopfen und Malz verloren.
Für weiter steigende Anleiherenditen sprächen aber leider die Spekulationen auf eine anziehende Inflation im Kontext einer sich wiederbelebenden Konjunktur, bei welcher der Konsum die Preise treiben könnte. Der Standardwerteindex Dow Jones schloss zwar zur Wochenmitte um 0,3% höher auf 31.613 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab dagegen 0,6% auf 13.965 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500 ging kaum verändert bei 3.931 Punkten aus dem Handel.
Spekulationen auf einen Wachstumsschub durch die geplanten billionenschweren Corona-Staatshilfen stützen noch immer. Der Optimismus der Anleger lässt sich auch an kräftigen
Kursgewinnen konjunkturabhängiger Werte ablesen. Dieser Trend kann den Rest des Jahres anhalten. Oberflächlich betrachtet fällt dies aber nicht so auf, weil Anleger Geld aus anderen Branchen abziehen, um es in sogenannte Zykliker zu stecken. Übertreibungen sieht man in den Zyklikern weitaus weniger als bei den Wachstumswerten wie Technologie oder den besonders gehypten „Stay at home“- Nutznießern der Pandemie.
Bei den Rohstoffen hingegen gibt es eine Reihe belastbarer Gründe für den Preisanstieg. Der Preis für das wichtige Industriemetall Kupfer stieg zeitweise auf ein Neun-Jahres-Hoch von 8437 USD je Tonne. Spekulationen auf eine Erholung des Automobil-Absatzes hievten Platin zeitweise auf ein Sechseinhalb-Jahres-Hoch. Wegen des Trends zu umweltfreundlicheren Technologien bleibt die Nachfrage über dem Angebot. Aus „sicheren Häfen“ zieht man sich zurück. Die „Antikrisen-Währung“ Gold fiel in dieser Woche unter 1800 USD pro Unze. US-Staatsanleihen waren ebenfalls weniger gefragt. Im Windschatten steigender Renditen legten Finanzwerte zu. Bei anziehenden Zinsen winken größere Gewinne aus dem klassischen Kreditgeschäft.
Der Preis für die US-Rohölsorte WTI stieg zeitweise auf ein 13-1/2-Monats-Hoch von 61,29 USD je Barrel (159 Liter). Eine Kältewelle in einigen US-Bundesstaaten behindert die dortige Ölförderung. Bis Anfang März könnte das Rohöl-Angebot dadurch um insgesamt rund 16 Mio. Barrel geringer ausfallen als gedacht. Einem Bericht des „Wall Street Journal“ zufolge will Saudi-Arabien den Preisanstieg nutzen und seine Fördermengen ausweiten. Während Öl selbst quasi wie an einer Schnur nach oben kletterte und wohl genauso korrigiert, bleiben die Ölwerte nach allen relevanten Maßstäben (Kurs zu Buch, Kurs zu Umsatz, Kurs zu Cashflow) noch relativ niedrig bewertet, wie der Chart zeigt. Das wird auch der Grund sein, warum Investoren-Dinosaurier Warren Buffett im großen Stil bei Chevron eingestiegen ist (4,1 Mrd. USD).
Gefährlich werden könnte es nun mit den heiß geliebten Aktien aus dem Sektor „erneuerbare Energien“, der sich zum chinesischen Thema auf Seiten von Nachfrage und Angebot gleichermaßen entwickelt hat. Nachdem sich hier in den vergangenen Monaten eine ausgeprägte Fahnenstange ausgebildet hat und die Branche weltweit dominiert wird von chinesischen Unternehmen, könnte das Ende der staatlichen Subventionen für Wind und Solar in 2021 bei den meisten Unternehmen zu empfindlichen Einbußen im Profit führen.
Andere Sektoren mögen in China noch haltenswert sein. Dennoch schreit die Kursentwicklung seit Jahresauftakt geradezu nach eine Konsolidierung. So hat der chinesische Google-Konkurrent Baidu die Anleger mit seinem Umsatzwachstum positiv überrascht. Im vierten Quartal stieg der Gesamtumsatz um 5% auf 30,26 Mrd. Yuan (umgerechnet rund 3,9 Mrd. EUR). Damit wurden die durchschnittlichen Erwartungen der Analysten von 30,06 Mrd. Yuan übertroffen. Grund seien höhere Werbeeinnahmen bei den Such- und Video-Streaming-Plattformen sowie eine
stärkere Nachfrage nach Cloud-Dienstleistungen und KI-Plattformen gewesen. Der Überschuss fiel dagegen auf 5,17 Mrd. Yuan von 6,35 Mrd. Yuan im selben Vorjahreszeitraum. Die Aktie ist seit Jahresbeginn über 50% gestiegen und hat ihr Hoch von 2018 nun herausgenommen.
Zu einem anderen Thema: Für die Demokraten in den Vereinigten Staaten bleibt das Gesundheitswesen ein wichtiger Sektor – gerade im Nachgang der Pandemie. Nicht jeder Subsektor dürfte gleichermaßen profitieren. Das hatte man bereits bei der Einführung von ObamaCare 2010 erfahren müssen. Zumindest kurzfristig sehen wir aber gute Chancen, denn das im Langfristvergleich niedrige KGV in Kombination mit dem konservativen Touch der Unternehmen offenbart einige Potenziale. Wir haben bereits zwei Spezialpharma-Titel im Portfolio: Viatris und Bausch Health Companies. Bei letzterer publizierten in der vergangenen Woche gleich zwei Hedgefonds, dass sie fast 14% des ausstehenden Aktienkapitals halten
Keine Frage: Ganz Europa stöhnt immer noch unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie, zumal im Wesentlichen viele Regierungen, insbesondere aus der EU, ähnliche Rezepte zur Bekämpfung nutzen. Dennoch könnte ausgerechnet die wichtigste Volkswirtschaft des Kontinents am Ende wesentlich schwächer aus der Krise herauskommen und auch länger brauchen als gedacht.
Dass der zweite Lockdown seit Ende letzten Jahres langsam Verbrauchern und Unternehmen sprichwörtlich auf die Nerven geht, ist quasi mit Händen zu greifen. Dazu passend auch die jüngsten Zahlen zum GfK-Konsumklima, die nach einem Erholungstrend im vergangenen Sommer seit Monaten stückweise einbrechen. Bis zum Corona-Tief im Mai letzten Jahres bei -23,1 Punkten ist es mit einem aktuellen Wert für den Februar von -15,6 Punkten gar nicht mehr so weit. Schließlich ist das bezogen auf die letzten 13 Monate der drittschlechteste Wert. Und die deutsche Bundesregierung scheint in ihrer Krisenpolitik, der augenscheinlich jeder Kompass fehlt, die schlechte Stimmung nur noch anheizen zu wollen.
Kein Wunder, dass sich auch die Wirtschaftsforscher inzwischen zunehmend Sorgen machen. Wir erinnern uns noch daran, als im letzten Jahr Prognosen umliefen, die von einem Gleichschritt der Wirtschaftserholung in Europa ausgingen. Mit der gerade geschehenen Absenkung der Wachstumsprognose für dieses Jahr durch die Bundesregierung auf 3% wird allerdings deutlich, dass Deutschland Gefahr läuft, hier den Anschluss zu verlieren. Das zeigt auch die jüngste Schätzung vom Kieler Institut für Weltwirtschaft. Denn die Wirtschaftsforscher gehen davon aus, dass Deutschland zumindest im zurückliegenden vierten und laufenden ersten Quartal weitaus schlechter abgeschnitten hat als der restliche Euro Raum. Und auch bei den darauf aufbauenden Wachstumsprognosen hängt Deutschland hinterher.
Hilfe aus Brüssel darf man dabei nicht erwarten. Dort wird, ohne zu polemisch zu werden, der deutsche Steuerzahler nur als Geldesel verstanden. Vorhandene Nöte finden schlichtweg nicht statt. Inwieweit sich diese politischen Versäumnisse, ja fast schon bewusste Ignoranz, rächen kann, wird man wohl abwarten müssen. Für Europa als Ganzes jedenfalls bliebe es eine nicht zu unterschätzende Hypothek, wenn ausgerechnet die Wachstumslokomotive und der Zahlmeister nicht aus dem Krisenmodus herauskommt.
Investieren Sie in bahnbrechenden Ideen und beeindruckenden Unternehmern
Möchten Sie in die MIG Fonds investieren? Haben Sie Fragen? Senden Sie einfach unser Formular ab. Unser Team wird danach mit Ihnen Kontakt aufnehmen und einen kostenfreien Beratungstermin vereinbaren.