Zykliker verlieren an Stärke
Die Richtung an den Kapitalmärkten hat sich auch in der laufenden Woche verfestigt. „Seitwärts“ heißt die Losung. Gewinne bei Zyklikern werden mit Ausnahme bei Ölwerten mitgenommen. Dagegen fließt wieder Geld in die defensiveren Kandidaten und zurück in Technologietitel, wie man an der wachsenden relativen Stärke des Nasdaq-Index sehen kann. Wir halten die Entwicklung für ein vorübergehendes Phänomen, worauf man höchstens taktisch, nicht aber strategisch reagieren sollte.
Ja, die Weltwirtschaft wird sich abkühlen, da wir die erste Phase der Erholung nach der Pandemie gerade hinter uns lassen. Die globale Wirtschaftstätigkeit wird natürlich nicht zusammenbrechen, aber der außerordentliche Anstieg der Güternachfrage, der noch im Jahr 2020 begann, wird Platz für eine Aufholjagd im Dienstleistungssektor machen.
Der Wechsel in der Wachstumsführerschaft kann vorübergehend verunsichern, denn er findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem die Auswirkungen der Verlangsamung in der chinesischen Kreditvergabe (= geringeres Geldmengenwachstum) und des weltweiten Anstiegs der Anleiherenditen sowie des Ölpreises am stärksten sein werden. Auch die Änderung des Tons der globalen Zentralbanken ist kein großes Problem für den Konjunkturzyklus, aber Phasen des Übergangs in der Geldpolitik sind oft mit vorübergehenden Marktturbulenzen verbunden.
Ein Warnsignal nicht nur für den asiatischen Produktionszyklus, sondern auch für die globale Wachstumsdynamik sendeten in diesen Tagen die taiwanesischen Exportaufträge und die südkoreanischen Exporte. Die koreanischen Exporte verlangsamten sich in den ersten 20 Tagen des Juni auf 29,5% im Jahresvergleich von 53,3%. In ähnlicher Weise verlangsamten sich die taiwanesischen Exportaufträge auf 34,5% im Jahresvergleich und enttäuschten damit die Erwartungen, dass sie in der Nähe der 42,6% im Jahresvergleich vom Mai weitgehend unverändert bleiben würden.
Insbesondere eine Verlangsamung der Exportaufträge für Elektronik und Informations und Kommunikationsprodukte
- die beiden größten Kategorien
- trieb das Tempo der taiwanesischen Exportaufträge insgesamt nach unten.
Die Exporte von Teilen elektronischer Produkte – die drei Monate vor den koreanischen Exporten
liegen – verlangsamten sich leicht auf 29,6% von 34,0% im Jahresvergleich. Allerdings liegen sowohl die koreanischen Exporte als auch die taiwanesischen Exportaufträge deutlich über
dem Niveau vor der Pandemie, was darauf hindeutet, dass die Verlangsamung
auf einem extrem hohen Niveau stattfindet und der „Verlangsamungsprozess“
vorübergehender Natur sein dürfte.
Was tun? Um Gewinne zu sichern, könnten Stop-Loss-Marken hilfreich sein, die sich an der Volatilität der Aktien orientieren. 5 bis 10% unter den derzeitigen Kursen, wobei man Abstand davon nehmen sollte, bei denjenigen, die zuletzt bereits massivere Kursrückgänge erlebt hatten, so vorzugehen. Das beträfe z.B. Bankaktien oder eine Reihe asiatischer Technologietitel. Wir gehen davon aus, dass sich die Kurse nach Abschluss der laufenden Konsolidierung, die durchaus noch zu tieferen Indexständen führen könnte, weiter nach oben bewegen werden.