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Das globale Geld hat ein neues Lieblingsziel – den Infrastruktursektor.

Spätestens seit den US-Plänen, die inzwischen milliardenschwere Gestalt angenommen haben, steht der Infrastrukturbereich bei großen und kleinen Investoren ganz oben auf der Agenda.

Kein Wunder, gibt es doch weltweit einen enormen Bedarf an entsprechenden Infrastruktur-Investitionen. Nach neuen Berechnungen beispielsweise von Allianz Capital Partners belaufen sich die nötigen Investitionen weltweit auf fast 80 Bio. USD, fast die Hälfte davon entfällt auf den asiatischen-pazifischen Raum und den Nahen Osten. Bei den Branchen ist es insbesondere der Transportsektor, der nicht nur umfangreich modernisiert, sondern vor allem auch mit Blick auf die globalen Warenströme ausgebaut werden muss.

Entsprechend viele institutionelle Investoren sind hier schon an Bord. So sollen nach vorliegenden Informationen bislang die 50 größten Investoren in diesem Bereich insgesamt eine Summe von 464 Mrd. USD bereits investiert haben. Das wäre ein Plus von rund 70 Mrd. USD gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Hier tummeln sich neben Banken auch Pensionsfonds, Staatsfonds und Versicherungsgesellschaften.

Dieser Run in das Thema ist auch relativ leicht zu erklären. Nicht nur der hohe Bedarf lockt an, sondern auch eine relativ geringe Volatilität, stabile Renditen und eine eher niedrige Korrelation mit anderen Assetklassen. Wobei man trotzdem nicht übersehen kann, dass trotz des hohen Bedarfs hier durchaus auch gewisse Anzeichen einer möglichen Überhitzung zu sehen sind. Denn durch die große Nachfrage nach Infrastrukturprojekten müssen Anleger jetzt inzwischen auch schon in kleinere und mittlere Investments ausweichen.

Dennoch: Folgt man den politischen Vorgaben, wie sie jetzt beispielsweise in den USA getroffen werden, dürfte der Boom der Infrastruktur-Investments noch lange nicht vorbei sein. Sicherlich werden sich im Zeitablauf hier die Schwerpunkte ändern. Aus unserer Sicht gilt das insbesondere für Bereiche wie Energie und Kommunikation, die hier noch reichlich Investitionspotenzial haben dürften. Stichworte dazu sind Digitalisierung und Energieeffizienz. Gerade beim letztgenannten Thema spielt dann auch der gesamte Immobiliensektor mit hinein. So gelten beispielsweise rund drei Viertel der insgesamt 220 Millionen Gebäude in der Europäischen Union als energie-ineffizient. Hier ist also viel Nachfolge-bzw. Aufrüst-Potenzial vorhanden.

Vor diesem Hintergrund sollten natürlich auch die entsprechenden Unternehmen am Aktienmarkt zunehmend stärker wieder in den Fokus geraten. Das reicht von klassischen – ausführenden -Baukonzernen wie die schon in der der letzten Ausgabe angesprochene Hochtief bis zu den immer zahlreicher werdenden Firmen, die sich beispielsweise mit energieeffizienten Systemen beschäftigen.

Was kommt nach der gegenwärtigen Pause?

Das morgen beginnende Jackson-Hole-Symposium der US-Notenbank hat bereits für Aufmerksamkeit an den Finanzmärkten gesorgt. Die alljährliche Konferenz, an der viele Notenbanker, Ökonomen und Regierungsvertreter teilnehmen, ist dieses Mal auf ein Online-Format zusammengeschrumpft. Im Fokus steht die Diskussion der Federal Reserve Bank über eine Drosselung der Anleihekäufe. Mit Spannung erwartet wird daher sndie Rede des Fed-Präsidenten Jerome Powell am Freitag.

Am Ende wird es aber sicher keine Klarheit über den Zeitpunkt, das Ausmaß und den Fahrplan für die Drosselung geben, nach der sich der Markt sehnt. Neben Äußerungen zu einer Verringerung der Anleihekäufe interessieren sich Anleger für Powells Beurteilung der aktuellen Situation hinsichtlich der Corona-Pandemie. Hierzu fanden wir die nachstehende Grafik interessant, die signalisiert, dass die Reproduktionsrate R0 bereits im Juli ihren Spitzenwert gesehen haben kann. Die Zuwachsrate der Neuinfektionen (rollierender 7-Tage-Durchschnitt) verlangsamt sich weltweit. Sollte die Infektionsdynamik erfreulicherweise bereits nachlassen?

Die Flash-PMIs von IHS Markit für August zeigen eine zweigeteilte Wirtschaftsleistung in den wichtigsten entwickelten Märkten. Die Wirtschaftstätigkeit wird weiterhin durch die negative Pandemiedynamik in Australien und Japan belastet, wo die COVID-19-Infektionen zunehmen, die Impfkampagnen schleppend verlaufen und die Sperrungen verlängert sund ausgeweitet werden. Die PMIs für den Dienstleistungssektor fielen tiefer in den kontraktiven Bereich, und die
Wirtschaftstätigkeit im verarbeitenden Gewerbe verlangsamte sich.

In der Eurozone hingegen ist die Wirtschaftstätigkeit robust. Dies gilt insbesondere für den Dienstleistungssektor, wo der Flash-PMI positiv überraschte und mit 59,7 gegenüber den Erwartungen von 59,8 weitgehend unverändert blieb. Obwohl der PMI für das verarbeitende Gewerbe um 1,3 Punkte zurückging, bleibt er mit 61,5 Punkten relativ hoch.

In den USA und im Vereinigten Königreich schließlich verlangsamte sich die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor stärker als erwartet, wobei die CompositeIndizes 4,5 bzw. 3,9 Punkte verloren. Bemerkenswert ist, dass in beiden Ländern zwar heftige Infektionswellen zu verzeichnen sind, die Beschränkungen aber nicht verschärft wurden. Die relativ starken Rückgänge der PMIs in den USA und im Vereinigten Königreich – das, obwohl keine Beschränkungen verhängt wurden – deuten darauf hin, dass die zunehmenden Fälle die Verbrauchertätigkeit dämpfen.

Dies wird durch die Verschlechterung der jüngsten Umfrage der University of Michigan zum Verbrauchervertrauen untermauert. Somit stellen Unterbrechungen der Lieferketten und die Delta-Variante weiterhin Abwärtsrisiken für die Wachstumsaussichten der Industrieländer im dritten Quartal dar.

Der deutsche IFO-Index zeigt seinerseits, dass die Unternehmen ihren Optimismus weiter zurückschrauben. Der Gesamtindex fiel um 1,3 Punkte auf 99,4 Punkte, da die Erwartungen um 3,5 Punkte stärker als erwartet zurückgingen. Die Komponente der aktuellen Lagebeurteilung stieg dagegen um einen Punkt.

Die Verschlechterung war breit gefächert, lediglich der Bausektor verzeichnete eine Verbesserung. Diese Schwäche spiegelt auch hier die Auswirkungen von Engpässen in den Lieferketten und die Besorgnis über die Auswirkungen der steigenden COVID-19-Infektionen auf Dienstleistungsbranchen wie das Gastgewerbe und den Tourismus wider. Darüber hinaus stieg der IFO-Index für die Konjunkturunsicherheit leicht an und die Wahrscheinlichkeit eines Wirtschaftswachstums sank auf 33,9% – den niedrigsten Stand seit Januar.

Die Aussichten für das BIP-Wachstum im Euroraum im zweiten Halbjahr wurden in den letzten Monaten leicht nach unten korrigiert, was darauf hindeutet, dass Abwärtsrisiken bereits in den
Erwartungen verankert sind, obwohl die Einkaufsmanagerindizes des Euroraums bisher robust bleiben.
Die Risiken bestehen also auf kurze Sicht in einer eher weiter abwärts gerichteten Tendenz.

Während sich die weltweiten COVID-19-Fälle zu beruhigen scheinen und der Hafen von Ningbo-Zhoushan wieder geöffnet wurde – beides ist positiv für die Lieferketten -, steigen die COVID-19-Fälle in Deutschland (noch) weiter an. Die jüngsten PMI-Daten aus den USA und dem
Vereinigten Königreich zeigen, dass die Pandemie die Wirtschaftstätigkeit auch dann beeinträchtigen kann, wenn es keine Schließungen gibt.

Die wirtschaftliche Erholung wird mittelfristig eindeutig Aktien begünstigen. Bevorzugt werden letztlich Industriewerte, da diese von den robusten globalen Investitionen profitieren werden, da die Lagerbestände wieder aufgefüllt werden müssen. Außerdem sind Industriewerte gegenüber Wachstumswerten übergewichtet – erstere profitieren von einem steigenden Renditeumfeld. Nichtsdestotrotz schließen wir nicht aus, dass es bei den Risikoaktivas wie Aktien in nächster Zeit zu einem Schluckauf kommen könnte.

Zwar kletterte zuletzt der S&P 500 auf seinen 50zigsten Höchststand in diesem Jahr. Andere Teile der Finanzmärkte signalisieren jedoch eine größere Vorsicht in Bezug auf die Wachstumsaussichten. Die zyklischen Aktiensektoren haben sich seit dem 1. Juni schlechter entwickelt als die defensiven Sektoren, die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen erreichte Ende März ihren Höchststand.

In jüngster Zeit stieg auch der Dollarindex (DXY), während die Währungen mit hohem Beta an Wert verloren haben. Dies wirft die Frage auf, ob Aktien in der Breite auch weiter die Signale ignorieren können, die diese Märkte aussenden. Bezogen auf den Dax sind ja 16.000 Punkte auch
ein Wort.

Ein möglicher wichtiger Katalysator für den oben erwähnten kurzfristig drohenden „Schluckauf“ an den Aktienmärkten sind weitere Abwärtskorrekturen der Wachstumserwartungen. Die Bloomberg-Konsensschätzungen für das BIP-Wachstum im dritten Quartal wurden in den letzten Monaten nur geringfügig korrigiert. Eine deutlichere Revision könnte zum Auslöser einer Abwärtsbewegung der Aktien werden.

Die Anfang dieser Woche veröffentlichten Flash-PMIs für August zeigen, dass die Delta-Infektionswelle die Wirtschaftstätigkeit in den USA und im Vereinigten Königreich zwar beeinträchtigt. Darüber hinaus sind die Aussichten für das vierte Quartal – mit Ausnahme des Euroraums – nach wie vor robust und haben sich im Falle der USA verbessert.

Bei den internationalen Autobauern brachte die vergangene Woche auch keine Zeitenwende. Zu sehr hängt der Ausstoß von den Lieferengpässen bei Schaltkreisen ab. So kamen die drei Branchenriesen in den vergangen Wochen nach schlechten Nachrichten immer wieder unter Druck. Toyota fiel, weil der Konzern die globale Produktion aus besagten Gründen im September um 40% reduzieren will. Ins gleiche Horn stießen die Volkswagen Töchter Audi und Porsche mit der Ankündigung weiterer Produktionskürzungen.

Volkswagen selbst sieht einen ersten Silberstreif gegen Jahresende und dürfte bis dahin ebenfalls die Produktion einschränken. Auch bei Ford dürfte die Produktion des populären, in Kansas City produzierten Elektro-Pickups F-150 wegen Chipmangels erst einmal stottern. Autoaktien daher vorerst halten mit Stop-Loss. Hier könnten noch weitere Bad News kommen.

In China haben die Aktienmärkte während der laufenden Woche wieder nach oben korrigiert und den Ausverkauf der Vorwoche teilweise neutralisiert. Dennoch verbleibt seit Jahresanfang noch ein sattes zweistelliges Minus. Die Aussage von Präsident Xi Jinping, er wolle ein China mit allgemeinem Wohlstand im Gegensatz zum Reichtum weniger und einer armen Masse, dürfte im regulatorischen Vollzug nach unserer Meinung nichts anderes als die Einführung einer Vermögensteuer bedeuten. Allerdings dürfte die erhebliche Freibeträge ausweisen und nicht überall sofort Geltung erlangen. Eine Ertragsteuer für Kapitalgewinne wären zusammen mit
einer Erbschaftssteuer weitere gestalterische Optionen für den Wohlfahrtsstaat.

Für die chinesischen Aktien dürfte die Gesamtsituation weiter einem größeren Kursanstieg entgegenwirken, auch wenn der Ausverkauf der Vorwoche klare Züge von Panik und Zwangsliquidationen aufwies. Halten Sie an Ihren Aktienbeständen fest, aber verschieben Sie spekulative Optionspositionen, bis sich ein Boden ansatzweise ausgebildet hat.

Die Ölpreise zogen nach den Einbußen der vergangenen Tage deutlich an. Rohöl der Nordseesorte Brent verteuerte sich zeitweise wieder auf mehr als 72 USD. Auch die Basismetalle sprangen wieder nach oben. Hier glauben wir angesichts der in der COVID-19-Grafik anfangs geäußerten Hoffnung auf Besserung. Eine weiter starke Nachfrage – gerade bei Öl und Kupfer – würde die Branchenvertreter unter den Aktien erneut beflügeln können. Also „Buy on Dips“

Der Klimawandel in allen seinen Ausprägungen und Vermutungen ist inzwischen eines der ganz großen Themen auch für die Kapitalmärkte.

Dies parallel zur ESG-Thematik, die wir in diesem Brief regelmäßig auch als Portfolio begleiten. Während es bei ESG auch um Fragen gesellschaftlicher Verantwortung, guter Governance und natürlich um Nachhaltigkeits-Themen geht, müssen bei Fragen rund um den Klimawandel stellenweise andere und darüber hinausgehende Schwerpunkte gesetzt werden.

Tatsache bleibt aber: Sowohl Gesellschaft als auch Wirtschaft und natürlich die Kapitalmärkte müssen sich mit diesen Themen in Zukunft noch stärker auseinandersetzen und werden es auch. Angetrieben werden sie dabei weiterhin von entsprechenden Institutionen, nicht nur aus der Politik, sondern auch aus der Finanzwelt. So hat gerade die Europäische Zentralbank angekündigt, dass sie bei ihrem Kaufprogramm für Unternehmensanleihen das Thema
Klimawandel deutlich stärker gewichten wird in Zukunft. Hierbei geht es um das sogenannte CSPP-Programm (Corporate Sector Purchase Programme), das bereits seit 2016 läuft.

Hier will die EZB zukünftig als Auswahlkriterien auch Risiken des Klimawandels mit heranziehen. Diese Entscheidung der Währungshüter sollte man dabei nicht zu gering gewichten. Denn die strategischen Entscheidungen für solche Programme werden meist recht langfristig gefällt. Zuletzt wurde die Investment-Strategie der EZB 2003 überprüft. Doch erinnern wir uns alle daran, dass EZB-Präsidentin Christine Lagarde aus Anlass ihrer Amtsübernahme schon darauf hingewiesen hatte, dass in Zukunft auch bei anderen Kaufprogrammen etc. ökologische Themen stärker gewichtet werden sollen.

Was bedeutet das nun konkret für den Markt? Letzten Endes ist es eine unverhohlene Einladung, man kann sogar in gewisser Weise von Druck reden, dass Unternehmen ihre Kapitalmarktinstrumente noch stärker als bislang auf die Themen ESG und Klimawandel hin ausrichten. Wir hatten an dieser Stelle schon mehrfach darauf hingewiesen, dass sogenannte grüne Bonds oder Fonds mit entsprechendem Label ein sehr starkes Wachstumsmomentum nicht nur in der Anzahl der Emissionen, sondern auch in den platzierten Volumen vorweisen können. Das zeigt sich auch in den bisherigen Statistiken für dieses Jahr. Die EZB selbst verschafft sich durch die neue Ausrichtung ebenfalls mehr Spielräume. Denn natürlich muss man sich regelmäßig der Frage stellen, warum explizit das Unternehmensanleihen-Kaufprogramm weitergeführt wird. Mit dem Argument des Klimaschutzes ist hier zu vermuten, dass das Kaufprogramm vorerst nicht in Zweifel gezogen wird.

Fazit: Unter dem Strich richtet sich insbesondere in Europa der Kapitalmarkt noch schneller auf die ganze grüne Thematik aus. Egal, wie man ideologisch dazu stehen mag, so ist doch klar, dass Anleger mit einem entsprechend diversifizierten Portfolio daran nicht vorbeikommen können. Zumal hier ja auch ein erheblicher Anlagedruck entsteht, der entsprechende Wertzuwächse verspricht. Deshalb führen wir an dieser Stelle nicht nur unsere ESG-Investitionen weiter fort, sondern werden natürlich auch in Zukunft danach schauen, ob sich geeignete Zusatzinvestitionen ergeben.

COVID-19 Delta rückt in Europa in den Fokus

Der Sentix-Index für das Anlegervertrauen im Euroraum für August fiel nicht gerade günstig aus. Der Gesamtindex brach auf ein Dreimonatstief von 22,2 (29,8) ein und enttäuschte damit die Erwartungen von 29,0 Punkten. Ausschlaggebend für den Rückgang war eine Verschlechterung der Erwartungskomponente, die von 29,8 auf 14,0 fiel – der niedrigste Stand seit Mai 2020. Die Komponente des aktuellen Klimas verbesserte sich dagegen leicht von 29,8 auf 30,8.

Der Sentix-Vertrauensindex bildet die Stimmung der Anleger ab. Da sowohl die aktuelle Komponente als auch die Erwartungskomponente weiterhin im positiven Bereich liegen, deuten die jüngsten Daten darauf hin, dass sich die Stimmung zwar verschlechtert, die Anleger die Aussichten aber letztlich weiterhin optimistisch einschätzen.

In diesen Zahlen schlägt sich die Unsicherheit über die Ausbreitung von COVID-19-Varianten nieder. Dennoch sprechen die Erfahrungen z. B. im Vereinigten Königreich dafür, dass die Einweisungen zu stationärer Behandlung in Krankenhäusern im Vergleich zu früheren Wellen weiterhin extrem niedrig bleiben sollten. Ein kurzfristiger Abwärtstrend an den europäischen Aktienmärkten aufgrund steigender Neuinfektionen wäre wohl nur von kurzer Dauer.

Überraschend starke US-Arbeitsmarktdaten beruhigten diese Woche auch die Lage an den US-Börsen. Die Zahl der neu geschaffenen Stellen außerhalb der US-Landwirtschaft übertraf mit 943.000 die Markterwartung von 870.000. Diese Zahlen sind das Beste aus zwei Welten. Sie signalisieren eine Erholung des Arbeitsmarkts, sind aber nicht so stark, dass sie die Drosselung der Wertpapierkäufe durch die Fed bewirken.

Die derzeitige Inflationsspitze in den USA soll laut einem führenden Währungshüter die US-Notenbank Fed keinesfalls zu einer verfrühten Straffung ihrer Geldpolitik veranlassen. Wie erwartet hat sich die US-Inflation im Juli abgeschwächt. Der Gesamtindex verlangsamte sich von 0,9% auf Monatsbasis auf 0,5%, die Kerninflation ging von 0,9% auf Monatsbasis auf 0,3% zurück.

Insbesondere die pandemiebezogenen Sektoren, die für den Großteil des monatlichen Inflationsanstiegs verantwortlich waren, beginnen sich in den USA zu entspannen. Die Preise für Fahrzeugvermietungen fielen im Vormonatsvergleich um 4,6%, die Flugtarife gingen im Vormonatsvergleich um 0,1% zurück und die Preissteigerungen für Gebrauchtwagen gingen von 10,5% im Juni auf 0,2% im Vormonat zurück. Die pandemiebedingten Preisverzerrungen werden weiter abnehmen. Demgegenüber stünde eine Beschleunigung in der Erholung des Arbeitsmarkts und ein Rückgang der Dauerarbeitslosigkeit, die jeweils zu Aufwärtsdruck in der Inflationsrate führen werden.

Hier kommt spätestens die Arithmetik ins Spiel, denn diese Komponente macht in der Inflationsberechnung nur ein Drittel des Verbraucherpreisindex-Warenkorbs aus. Nimmt man nicht gerade die Kerninflationsrate, sieht man bei anderen Berechnungsmethoden bereits, dass die Dramatik der Entwicklung überzeichnet wird.

Ein weiteres Highlight der laufenden Woche waren die Fortschritte beim US-Infrastrukturpaket. Der US-Senat votierte mit Stimmen beider Parteien für das billionenschwere Gesetzeswerk von
Präsident Joe Biden. Zwar nahm der Plan für die umfangreichste landesweite Instandsetzung von Straßen, Brücken und Flughäfen seit Jahrzehnten damit eine wichtige Hürde. Allerdings hat die demokratische Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, erklärt, ihre Kammer werde sich erst mit der Vorlage beschäftigen, wenn der Senat auch ein zweites, bei Republikanern umstrittenes Paket mit einem Umfang von 3,5 Bio. USD verabschiedet habe. Damit könnten Monate vergehen, bis das Infrastrukturpaket Biden zur Unterschrift vorliegt.

Die Ungewissheit über die Verabschiedung von Bidens Haushaltsüberleitungsgesetz und die
Schuldenobergrenze könnte im weiteren Fortgang durchaus zu einem Anstieg der Volatilität an den Finanzmärkten führen.
Mit einer De-facto-Mehrheit von einem Sitz im Senat und einer VierSitze-Mehrheit im Repräsentantenhaus ist Biden kaum in der Lage, seine beiden ausstehenden Gesetzesvorschläge zu verabschieden. Bei dem ersten handelt es sich um das überparteiliche Infrastrukturpaket im Wert von 550 Mrd. USD, das aufgrund des umfangreichen Konsenses durchgehen sollte. Der zweite ist das bereits erwähnte 3,5 Bio. USD schwere Versöhnungspaket, wo die Chancen für eine Verabschiedung 50:50 stehen.

Es gibt noch zwei weitere „Großbaustellen“ in Bidens massiver legislativer Schlacht in diesem
Herbst: reguläre Haushaltsmittel und die Schuldenobergrenze.
Die Mittel für den Staatshaushalt sollen bis zum Ende des Haushaltsjahres bewilligt werden, werden aber wahrscheinlich nicht ausreichen. Die Republikaner werden reguläre Ausgabenerhöhungen nicht unterstützen. Daher wird sich der US-Congress mit einem Fortsetzungsbeschluss begnügen müssen, der das Ausgabenniveau beibehält. Andernfalls wird es zu einem Regierungsstillstand kommen.

Ein weiterer Punkt ist die Schuldenobergrenze. Die Demokraten haben einen großen Wurf gelandet, indem sie in ihren Haushaltsbeschluss für 2022 keine Aussetzung oder Erhöhung der Schuldenobergrenze aufgenommen haben. Stattdessen versuchen sie, den Republikanern die Schuld in die Schuhe zu schieben. Die Republikaner werden jedoch aggressiven Widerstand leisten.

Der Tag, an dem das Finanzministerium keine außerordentlichen Maßnahmen mehr ergreifen kann, um die fälligen Zahlungen für die US-Schulden zu leisten, wird irgendwann im Oktober
oder November erwartet, obwohl Finanzministerin Janet Yellen davor warnt, dass es schon früher so weit sein könnte, und versuchen wird, die Gesetzgeber unter Druck zu setzen.
Nach diesem Datum würden die USA technisch gesehen ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen, was finanzielle Turbulenzen und möglicherweise eine weltweite Krise auslösen könnte. Die Situation ist allerdings nicht neu und wurde regelmäßig entschärft.

Aus China kamen in den vergangenen Tagen enttäuschende Exportzahlen. Die Exporte legten um 19,3% im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Plus von 20,8% gerechnet, nach einem Wachstum von 32,2% im Juni. Die Ausfuhren profitierten zuletzt von der stärkeren Nachfrage in Industrieländern. Allerdings kämpften die Exporteure mit höheren Rohstoff- und Frachtkosten, logistischen Engpässen und einem stärkeren Yuan. Auch die Importe blieben hinter den Erwartungen der Analysten. Sie erhöhten sich um 28,1%. Hier hatten Experten mit einer Zunahme von 33,0% gerechnet, nachdem im Juni ein Plus von 36,7% verzeichnet worden war.

Die chinesischen Unternehmen haben außerdem ihre Preise im Juli deutlich angehoben. Die Produzentenpreise legten um 9,0% im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, wie das Statistikamt am Montag in Peking mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten auch mit einem Plus von 8,8% gerechnet, nachdem es im Juni ebenfalls ein Plus in dieser Größenordnung gegeben hatte. Die Preiserhöhungen verstärken den Druck auf Unternehmen, die bereits mit hohen Rohstoffkosten zu kämpfen haben. Die höheren Preise könnten auch die deutschen Verbraucher zu spüren bekommen, schließlich bezieht Deutschland aus keinem anderen Land mehr Waren als aus der Volksrepublik. Die chinesischen Verbraucherpreise legten im Juli vergleichsweise wenig zu. Sie erhöhten sich um 1,08 % im Jahresvergleich. Ökonomen hatten mit einem Anstieg von 0,8% gerechnet.

Die chinesischen Geld- und Kreditdaten fielen im Juli deutlich schwächer aus als erwartet. Das Gesamtkreditwachstum fiel von 3,7 Bio. RMB im Juni auf 1,06 Bio. RMB und verfehlte damit die Erwartungen eines Anstiegs um 1,7 Bio. RMB. Auch die Messgrößen M0, M1, und M2 des Geldmengenwachstums gaben nach und verfehlten die Konsensschätzungen.

Die Schwäche ist sowohl auf Angebots- als auch auf Nachfragefaktoren zurückzuführen. Auf der
Angebotsseite zögerten die lokalen Regierungen wahrscheinlich mit der Ausgabe von Anleihen und warteten auf ein klares Signal von der Sitzung des Politbüros am 30. Juli. Bei den Anleihen lokaler Regierungen wurde weniger als die Hälfte der jährlichen Quote emittiert, was darauf hindeutet, dass die Ausgabe von Anleihen sich im zweiten Halbjahr beschleunigen wird. Um das gesamte Kreditwachstum anzukurbeln, ist jedoch ein Anstieg der Bankkredite erforderlich.
Dieses wird sich nur dann beschleunigen, wenn es ein klares Signal für eine Lockerung der makro-ökonomischen Politik gibt.

Ein klares Signal der Zentralregierung, dass die Geld- und Fiskalpolitik gelockert wird, ist notwendig, um das chinesische Kreditwachstum zu unterstützen. Das ist aber vor dem vierten Quartal unwahrscheinlich, da die regulatorische Verschärfung in den kommenden Monaten zunehmen wird. Die Hängepartie am chinesischen Aktienmarkt dürfte sich in der Breite leider noch fortsetzen. Allenfalls die übermäßig abgestürzten TMT-Werte hätten eine Erholung verdient.

Es ziehen dunkle Wolken am Himmel der Emerging Markets auf.

Das muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass es zu einem Gewitter kommt. Aber man sollte vorgewarnt sein. Alles dreht sich um die Frage, ob sich hier die Geschichte wiederholen könnte. Wobei eine Jahreszahl besonders fällt – 2013.

Dabei gibt es unübersehbare Parallelen. Auch damals stand die US-Notenbank vor der Frage, wie sie die vorhergehenden Anleihenkäufe beenden und eine Zinswende einleiten könnte. Nachdem der damalige Fed-Chef Ben Bernanke ankündigte, die Anleihenkäufe möglichst schnell zu reduzieren, kam es zum inzwischen bekannten „Taper Tantrum“, was man in gewisser Weise als „Wutanfall“ übersetzen kann. Mit der Folge, dass die Zinsen zumindest kurzfristig massiv anstiegen und es zu erheblichen Kursverlusten bei Anleihen kam.

Auch jetzt steht die US-Notenbank vor der Herausforderung, den Markt in der Perspektive auf eine Trendwende einzustimmen. Die jüngsten Aussagen dazu zeigen zwar, dass mit echten Zinserhöhungen von Seiten der Notenbank erst wohl 2023 zu rechnen ist. Doch wir haben an dieser Stelle auch schon des Öfteren argumentiert, dass der erste Schritt dahin, die Reduzierung der Anleihenkäufe, womöglich dem Markt in einen kurzfristigen Schockzustand bringen könnte.

Während die Industrieländer dies wahrscheinlich relativ zügig wieder normalisieren könnten, stehen die Emerging Markets wieder unter verschärfter Beobachtung. Wie die Grafik zeigt, finden jetzt schon massive Kapitalabflüsse aus den Emerging Markets statt. Wobei man hier sicherlich differenzieren muss. Denn China selbst hat auch einen großen Anteil daran. Mehr dazu auf den folgenden Seiten. Aber es ist auch nicht zu übersehen, dass viele Investoren schon jetzt
flüchten, weil sie eben ein Taper Tantrum 2.0 fürchten, wenn es erst mal in den USA und in Europa in Richtung reduzierter Anleihenkäufe geht.

Immerhin: Auch daraus lässt sich möglicherweise ein Gewinn ziehen. Denn wenn jetzt schon eine Reduzierung der Anleihekäufe durch die Notenbanken eingepreist wird, könnte es, wenn es tatsächlich dann stattfindet, dazu führen, dass wieder massive Rückkäufe folgen. Denn wir glauben nicht, dass die Notenbanken mit der Brechstange loslegen, sondern dies sehr behutsam durchführen.

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